Der verlorene Weg zum See

Nach einer Nacht voller Sterne und abnehmendem Mond sind wir noch vor Sonnenaufgang aufgewacht. Wir haben uns fertig gemacht, alles eingepackt und sind losgefahren. Die Richtung stand fest,wir wollen zum verlorenen See, der ca 33km (Luftlinie) südlich vom Tembaine liegt.

Gut gelaunt und voller Tatendrang ging es auf den (noch vorhandenen) Weg. Es gibt eine eingezeichnete Piste auf unseren Navis, von daher sollten wir den Weg auch finden. Wir kurvten durch die noch recht kleinen Dünen, sind durch ein paar Wadis gefahren, bis wir irgendwann den vom GPS vorgegebenen Weg nicht mehr erkennen konnten. Nach einer kurzen Besprechung wollten wir den anderen Track suchen, der mit  „Piste Retour Lake to Tembaine“ bezeichnet ist.

Also zurück zum Ausgangspunkt, wo wir heute morgen gestartet sind. Am Tembaine gibt es ein kleines Café vor dem ein Tunesier saß und auf Kundschaft wartete. Wir wollten ihn fragen, ob er uns einen Hinweis auf den Weg zum verlorenen See geben könnte. Er meinte gleich, dass der Weg  „très difficile“ sei. Nur mit ihm als Guide wäre es nicht so difficile. Auch meinte er, dass Touris nur nach Anmeldung bei der Guarde Nationale in die Wüste fahren dürfen….. er bot uns außerdem noch eine geführte Tour für 3 Tage an. Wir lehnten das Angebot ab, tranken noch einen Tee bei ihm, ließen uns seine Telefonnummer geben und wollten los.

Nachdem er merkte, dass die beiden unbelehrbaren Deutschen nicht dazu zu bewegen waren, auf eines seiner Angebote bezüglich eines Guides einzugehen, gab er uns noch einige Hinweise, wie wir den Weg finden würden.

Also stürzten wir uns wieder in dem Sand, auf den Weg zum verlorenen See. Anfangs ging es über eine Ebene, deren Boden aus Schotter und Sand bestand. Nach und nach häuften sich die Dünen immer höher, und wir fuhren uns immer mal wieder fest. Die Dünen gestern waren bis höchstens 4 Meter hoch. Die Hauptkämme der Dünen heute sind sicher 40-50 Meter hoch. Aber sie wirken nicht so hoch, denn es sind im Endeffekt  „nur“ gestapelte Dünen zwischen 1-8 Meter in der Höhe.

Weg ins Dünenmeer
Sand wohin man blickt
Versenkt…

Grade am Anfang der heutigen Tour haben wir oft das Auto stehen lassen, und haben den Weg zu Fuß erkundet. Anfangsnoch zusammen, später ist immer nur einer vorweg gelaufen, während der andere den ausgekundschafteten Weg fuhr. Der Kundschafter musste dann nur noch der gelegten Reifenspur folgen, bis er im frischen Abschnitt die Reifenspur legte.

Nach einiger Zeit hatten wir den Dreh raus, und sind meistens ohne auszukundschaften einfach weitergefahren. Es wechselten sich höhere Dünenbereiche mit flacheren Abschnitten ab. Auf den flachen Abschnitten konnten wir alte Spuren wiederfinden, die aber schon recht alt waren, denn sie waren im Flachbereich von kleinen Dünen überweht. Die hohen Dünen waren komplett ungespurt.

So ging der Tag dahin bei Sonnenschein und viel auf und ab. So kam es denn, dass Thorsten sich so unglücklich festfuhr, dass ich ihn nicht rausziehen konnte. So kamen auch mal die Schaufeln zum Einsatz, allerdings hat das Buddeln nicht gereicht, und ich musste meine Theke zweckentfremden…. Achnee… die klappbaren Sandbleche an meinem Landy hatte ich ja sonst als Theke genutzt.

Dank der Kombination aller Mittel konnten wir dann weiterfahren. Die restliche Strecke sollte laut Navidurchschnitt durchaus noch bei Tageslicht zu bewältigen sein, dachten wir da noch, also hielten wir uns ran, dass wir es noch schaffen.

Wie es denn so sein sollte, war der Weg raus aus der letzten Ebene für heute laut Track direkt rauf auf eine ca 30m hohe Dünenwand mit einer Steigung von 22%, die sich ohne kleine Abstufungen vor uns erhob. Wir wählten dann eine Spur in eine andere Richtung, um diesen Dünenkamm zu queren. Das Gelände schien gut überschaubar, und so sind wir beide eine andere Spur gefahren, aber immer in Sichtweite voneinander. Ich stand einige Meter höher als Thorsten, als er über Funk rief:  „Ich stecke fest!“ Daraufhin drehte ich um und fuhr weiter runter um ihn rauszuziehen.

Doch dann kam es, wie es kommen musste, ich hatte bei einer Querung nicht genug Schwung, habe aufgesetzt und die Räder drehten frei…. also steckten wir beide fest. Thorsten kam zu mir rauf und half mir beim ausgraben, allerdings brauchten wir auch hier wieder die Sandbleche. Nach gut 45min schaufeln hat es endlich geklappt, und ich war wieder frei. Die Sonne näherte sich bereits dem oberen Rand der Dünen und so beschlossen wir, die Nacht hier auf dieser Ebene zu verbringen.

Thorstens Landy haben wir gut wieder freibekommen und so haben wir uns am Fuße der ca 30m hohen Steilwand unser Nachtlager eingerichtet. Ich habe mich um den Aufbau gekümmert, und Thorsten suchte nach einer Möglichkeit, den eingeschlagenen Weg weiter zuverfolgen, also die große Düne zu erklimmen.

Nachtlager am Fuße der großen Düne

Wir kamen zu dem Schluß, dass der gute Mann vom Café am Tembaine Recht hatte, und die Strecke  „trop difficile “ für uns ist. Wir verbringen die Nacht hier im Schatten der Dünen und fahren morgen zurück zum Tembaine, falls die Zeit noch reicht auch zurück nach Douz.

An diesem Abend entwickelten sich noch tiefgreifende Gespräche, die Wüste scheint dafür ein guter Ort zu sein. Die Ergebnisse dieser Nacht werden uns auch ausserhalb der Zeit in Tunesien begleiten. Wir haben festgestellt, dass der See garnicht so wichtig ist und es ganz anderes im Leben gibt, was uns wichtig ist. Und so sind wir auch mit Freuden am nächsten Morgen umgekeht und haben keine sinnlosen Risiken auf uns genommen.

Also verbringen wir eine weitere Nacht unter dem atemberaubenden Sternenhimmel in der Wüste und schlafen in Erwartung ein, am nächsten Morgen als neuer Mensch zu erwachen 🙂

Lager unter den Sternen

3 Kommentare zu „Der verlorene Weg zum See“

  1. Moin moin aus Hamburg, ganz schön abenteuerlich für euch zwei, aber tolle Bilder. Viel Spass weiterhin, Manfred

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